Chronik

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Im Jahre 1912 wurde in Großberghofen der Schützenverein "Landschützen Großberghofen" gegründet. Über die Anfänge des Schützenvereins ist wenig überliefert, da 1947 beim Brand der Schreinerei von Simon Huber ein Teil der Vereinspapiere vernichtet wurde und zudem nicht sicher ist, ob überhaupt Aufzeichnungen von der Gründung vorhanden waren.

Durch persönliche Erinnerungen älterer Schützen, wobei vor allem das Wissen des Ehrenschützenmeisters Jakob Strobl weiterhalf, wurde manches Ereignis wieder in Erinnerung gebracht. So konnten auch die Namen der Gründungsmitglieder aus dem Jahre 1912 nahezu vollständig ermittelt werden.

Es waren dies die Landwirte oder Landwirtssöhne Johann Doll, Leonhard Doll, Josef Göttler, Lorenz Göttler, Leonhard Münch und Johann Westermayr, die Mesnersöhne Johann und Josef Schuster, der Wagner Jakob Mayr, der Schmied Jakob Unsin, der Straßenwärter Johann Glück und der Gastwirtssohn Johann Huber.

Über das Vereinsleben des neugegründeten Vereins ist nichts bekannt. Ob regelmäßig Schießabende stattfanden, ob Schützenkönige ausgeschossen wurden oder ob gesellschaftliche Veranstaltungen durchgeführt wurden, kann nicht mehr festgestellt werden. Soviel ist jedenfalls sicher, dass Leonhard Doll der erste Schützenmeister war. Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges brachte die Aktivitäten der Landschützen Großberghofen wieder zum Erliegen. Aber schon bald nach dem Krieg fanden sie wieder zusammen und ließen das Vereinsleben neu entstehen.

Johann Glück wurde 1921 erster Schützenmeister. Von 1925-1929 hatte der Lehrer Josef Stoiber aus Walkertshofen dieses Amt inne. Während dessen Amtszeit wurde im Jahre 1927 erstmals ein Schützenkönig ermittelt und ein Schützenball gefeiert.

Im gleichen Jahr wurde von den Landschützen ein großes Preisschießen durchgeführt, das über eine Woche dauerte und an dem Prinz Alfons von Bayern teilnahm. War es Zufall oder wollten die Großberghofer ihrem geliebten Prinzen eine besondere Freude zuteil werden lassen, jedenfalls gewann Prinz Alfons mit einem Nullteiler den ersten Preis. Seine königliche Hoheit nahm die Ehrenscheibe gern an und ließ in einem Brief durch den Hofsekretär Aechtner bitten, die Scheibe in die Äußere Prinzregentenstraße1 zu überbringen. Auf den Geldpreis in Höhe 30 RM verzichtete der Prinz. Er schlug vor, den Betrag zur Deckung der Ausgaben bei dem großen Schießen zu verwenden. Zudem bedankte er sich noch einmal für die freundliche Aufnahme in Großberghofen. Aus einer Karte mit persönlicher Unterschrift von Prinz Alfons aus dem Jahr 1927 geht hervor, dass die Großberghofer Schützen ihm zum 65. Geburtstag gratuliert haben. Das war Monate vor dem Schießen. Es muss eine Verbindung über ein Jahr hinweg bestanden haben.

Aus dieser Zeit stammt eine Photographie, die alle aktiven Schützen mit Schützenkönig, Schützenliesl und Gastwirt vereint. Das Bild bezeugt ein reges Vereinleben, das anfangs vor allem durch die Lehrersfamilie Stoiber angeregt wurde.

Ab 1929 führte Johann Glück als Schützenmeister das begonnene Werk fort. In dieser Zeit wurde die Schützenstandarte, die in wertvoller Handstickerei ausgeführt ist, in Auftrag gegeben und nach der Fertigstellung bei Veranstaltungen als Symbol des Vereinslebens mitgetragen.

Im Jahre 1934 wurde Josef Thätter Schützenmeister. Damals war die Zeit der Thätterbrüder. In den neuen Jahren von 1930-1939 stellten diese nicht weniger als siebenmal den Schützenkönig. Aber der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges machte dem Vereinsleben in Großberghofen ein vorläufiges Ende.

Schon bald nach dem Krieg versuchten die Schützen in Großberghofen wieder ein geregeltes Vereinsleben aufzubauen. Bereits 1947 kamen sie wieder zusammen, um neu zu beginnen. Georg Mayr, besser bekannt als Wagner Schorsch, stellte sich damals als Schützenmeister zur Verfügung.

Simon Eichner löste ihn 1948 ab. Er führte dieses Amt bis 1956 weiter. Durch eine berufliche Veränderung, die seine ständige Anwesenheit nicht mehr gewährleistete, musste Simon Eichner 1956 die Vorstandschaft abgeben.

Schreinermeister Simon Huber wurde sein Nachfolger. Er hatte das Amt des Schützenmeisters bis 1971 inne. In dieser Zeit wurden die Landschützen Großberghofen fünfzig Jahre alt.

Die Jubiläumsfeier wurde am 8. Juli 1962 mit einer großartigen Fahnenweihe unter Beteiligung des ganzen Dorfes und aller Vereine der Umgebung bei strahlendem Wetter begangen. Nach dem Gottesdienst, bei dem die Festkapelle die Schubertmesse intonierte, nahm Pfarrer Barth die Weihe der neuen Fahne vor. Der Geistliche erinnerte an die Zeit der Gründung des Vereins und verglich sie mit der Jetztzeit. Er sah in der Tradition des Vereins eine Möglichkeit des Verweilens, ohne von der Hast der Zeit mitgerissen zu werden.
Nach der Weihe hefteten Fahnenbraut Anni Kreutmaier und Fahnenmutter Leni Wagner Erinnerungsbänder an die neue Fahne. Der Patenverein Kleinberghofen stiftete ebenfalls ein Band.

Eine besondere Anerkennung gebührt hier Simon Eichner, der als Leiter des Festausschusses die Veranstaltung bis ins Detail organisierte. Seit 1965 nahmen die Landschützen Großberghofen am Rundenwettkampfschießen des Schützengaues mit wechselndem Erfolg teil. Im Jahre 1970 konnte Josef Hefele die Gauschützenkönigswürde erringen.

Altbürgermeister Jakob Strobl übernahm 1972 die Führung der Landschützen. Trotz seines hohen Alters war es für ihn selbstverständlich bei Gründungsfesten und Fahnenweihen mit seinen Schützen auszurücken oder mit launigen Worten den Schützenball zu eröffnen. In seiner Amtszeit entwickelten die Landschützen den Plan im Wirtsstadel feste Schießstände einzurichten. Schwierigkeiten verschiedener Art zwangen die Verantwortlichen, den Gedanken wieder fallen zu lassen und weiterhin im Saal des Gasthauses Schießabende abzuhalten und Wettkämpfe durchzuführen.

In den letzen zwanzig Jahren wurde die Jugendarbeit stark gefördert. So wird seit 1982 ein eigener Jungschützenkönig ausgeschossen. Die Jugend beteiligt sich auch am Gemeindepokalschießen und an den Gauwettkämpfen. Anfang der achtziger Jahre konnte ein erfreuliches Anwachsen der Mitgliederzahl festgestellt werden, viele Neubürger haben sich dem Schützenverein angeschlossen. Immer mehr Mädchen und Frauen beteiligten sich an den Schießwettbewerben. So wurden erstmals 1984 Alexandra Huber Jungschützenkönigin und 1985 Christine Höckmayr Schützenkönigin.

Anton Unsin übernahm 1985 das Amt des Schützenmeisters. Jakob Strobl schied aus Altersgründen - er stand immerhin schon im Achtzigsten Lebensjahr - aus und wurde zum Ehrenschützenmeister ernannt.

Auf Anton Unsin und seine Mannschaft kam gleich viel Arbeit zu. Sie mussten mit den Vorbereitungen zum fünfundsiebzigsten Gründungsfest beginnen. Das Fest fand vom 3. bis 5. Juli 1987 statt. Patenverein war der Schützenverein Eichengrün Walkertshofen. Dieser Verein war 1979 aus dem Schützenverein Großberghofen
hervorgegangen und hatte im Jahre 1986 ein großes Fest mit Fahnenweihe gefeiert. Bei diesem Fest waren die Landschützen der Patenverein. Es wurde ein großes Fest, bei dem auf der Wiese von Blasius Thätter an der Sägstraße ein großes Bierzelt aufgestellt wurde. Drei Tage wurde gefeiert. Alles lief wie geplant ab, aber nur der Toni Unsin und seine Helfer wissen, wieviel Zeit und Nerven das Ganze gekostet hat.

Es blieb aber keine Zeit, die Hände in den Schoß zu legen. Der Bau des Schützenheimes stand an. Die Gemeinde Erdweg hatte das Gärtneranwesen erworben, welches gegenüber vom Wirt liegt. Die Verantwortlichen der Landschützen und Bürgermeister Michael Reindl mit dem Gemeinderat einigten sich, dass die Schützen Stall und Scheune ausbauen durften. Die Wohnungen im Haus selbst sollten erhalten bleiben.
Im Herbst 1988 wurde die Planung genehmigt und im Februar 1989 mit dem Bau begonnen. Die Arbeiten wurden in Rekordzeit erledigt. Schon im September des gleichen Jahres konnte die Einweihung vorgenommen werden. Das Schützenheim ist zu einem Schmuckstück des Dorfes geworden.

Es war eine großartige Leistung von allen, auch von den zehn Frauen, die sich um Brotzeiten und das Mittagessen gekümmert haben. Im Augenblick sind die Landschützen von Großereignissen nicht gefordert. Bis zur Hundertjahrfeier verbleibt noch geraume Zeit. Es herrscht aber ein reges Vereinsleben mit vielen organisatorischen Notwendigkeiten. Zudem haben die Leistungen der Schützen einen hohen Stand erreicht. Dabei hat sich gerade die neugegründete Mannschaft der Pistolenschützen hervorgetan.

Es ist davon auszugehen, dass mit der Gründung des Schützenvereins 1912 auch sportliche Wettkämpfe der Mitglieder der Landschützen Großberghofen ins Leben gerufen wurden. Allerdings gibt es darüber keine schriftliche Überlieferung. Erst mit dem Neuaufleben des Schützenvereins nach dem Ersten Weltkrieg sind die Namen der Schützenkönige festgehalten worden.

Wie schon erwähnt, wurde in den letzten Jahrzehnten die Jugendarbeit im Verein deutlich verstärkt. Anfang der achtziger Jahre wurde beschlossen, auch für die jugendlichen Schützen einen eigenen König auszuschießen. Die Jugend nimmt das Angebot begeistert wahr.